Waschmühltalbrücke  

Autobahn A6, Morlauterer Straße
1935–1937
Architekt: Paul Bonatz

 

Ansicht von Süden, Querschnitt, Grundriss und Aufsicht auf der Grundlage eines Bestandsplans von 1935 (Landesbetrieb für Straße und Verkehr Kaiserslautern)

Ansicht von Süden, Querschnitt, Grundriss und Aufsicht auf der Grundlage eines
Bestandsplans von 1935 (Landesbetrieb für Straße und Verkehr Kaiserslautern)

 

Ansicht (undatiert). Foto: Stadt Kaiserslautern, Referat Stadtentwicklung, Abteilung Stadtplanung (Bauberatung, Denkmalschutz)

Ansicht (undatiert)
Foto: Stadt Kaiserslautern, Referat Stadtentwicklung, Abteilung Stadtplanung
(Bauberatung, Denkmalschutz)

 

Teilansicht. Foto: Sabrina Dohle, Lehrgebiet gta, TU Kaiserslautern (2006)

Teilansicht
Foto: Sabrina Dohle, Lehrgebiet gta, TU Kaiserslautern (2006)

Im Zuge des Ausbaus der Reichsautobahn in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts entstand auch die Waschmühltalbrücke bei Kaiserslautern als Teil der heutigen Autobahn A 6 zwischen Saarbrücken und Mannheim. Als künstlerischer Berater des Generalinspektors Fritz Todt, der für die Straßenbaumaßnahmen der Reichsautobahn verantwortlich war, hatte Paul Bonatz an der Gestaltung der Brücken entscheidenden Anteil.

Die Waschmühltalbrücke kann als ein herausragendes Beispiel in der gestalterischen Entwicklung der Autobahnbrücken dieser Zeit angesehen werden. Sie überspannt das Tal auf zehn Bögen. Die Fahrbahnen befinden sich auf zwei getrennten, parallel laufenden Brückenteilen. Sie ruhen auf je neun nach oben konisch zulaufenden Pfeilern. Die Bögen werden zur Fahrbahn durch ein auskragendes Konsolgesims abgeschlossen.

Die Grundkonstruktion der Brücke ist ein Betonkern, um den bossierte Steinquader wie eine Hülle gelegt sind. Als Verkleidungsmaterial wurde heimischer roter Sandstein verwendet. Bonatz verzichtete auf jeglichen Schmuck durch applizierte Elemente. Die Erscheinung der Brücke sollte vor allem durch ihre Konstruktion und die Materialwahl bestimmt werden. Die Strukturierung erfolgt hauptsächlich durch die Verteilung und Proportionierung der Baumassen. Die Form des Tragwerks, die Art des verwendeten Materials und die Ausführung der Bauteile lassen die Brücke sehr homogen und schlicht wirken.

Aufgrund ihrer Entstehungszeit kann die Waschmühltalbrücke nicht getrennt vom ideologischen Gedankengut des Nationalsozialismus betrachtet werden. Innerhalb der Brückenideologie dieser Zeit markieren die Steinbogenbrücken einen Höhepunkt. Bei dem Streben nach immer monumentaleren Formen kam es zu einer Abkehr von leichten und aufgelösten Konstruktionen. Dagegen hebt sich die Waschmühltalbrücke durch ihre spezifische Gestaltung ab. Die Trennung der Fahrbahnen, die relativ schlanken konischen Pfeiler und die hohen Bögen mit den schmalen Bogenstichen verleihen ihr eine vergleichsweise große Leichtigkeit. Aufgrund fehlender Massivität ist die Monumentalität nicht ausschlaggebend für die Erscheinung der Brücke.

Ruven Theobald

 

Literatur

Paul Bonatz/Fritz Leonhardt: Brücken. Königsstein/Ts. 1951

Rainer Stommer: Reichsautobahn. Pyramiden des Dritten Reichs. Analysen zur Ästhetik eines unbewältigten Mythos. Marburg 1982

 

   
zurück