Ehemaliges Leichenhaus (heute Haus der Hoffnungskirche/Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde)

 

Friedenstraße 42
1832–1835
Architekt Ferdinand Beyschlag unter Mitwirkung von Leo von Klenze und August von Voit

 

 

 

Ansicht, Ehemaliges Leichenhaus (heute Haus der Hoffnungskirche/Evangelisch-Freikirchlichen Gemeinde)

Ansicht
Foto: Sabrina Dohle, Lehrgebiet gta, TU Kaiserslautern (2006)

 

Leichenhaus

 

Grundriss

 

 

Das klassizistische Gebäude bildete ursprünglich den nördlichen Abschluss des alten Friedhofs, dessen Fläche heute zum größten Teil bebaut ist. Der Entwurf stammt von Ferdinand Beyschlag von der königlichen Bauinspektion Kaiserslautern. In der damals zu Bayern gehörende, von Ludwig I. regierte Pfalz bedurften Planungen für öffentliche Bauten der Genehmigung durch die Bauverwaltung des Königreichs. So wurden auch die Entwurfspläne Beyschlags 1831 zur Begutachtung nach München geschickt und einer Planrevision durch den Hofbauintendanten Leo von Klenze unterzogen.
Die Bauaufgabe des Leichenhauses war neu und resultierte aus der hygienischen Notwendigkeit, die Toten relativ schnell zu begraben und der gleichzeitigen Furcht, versehentlich Scheintote zu bestatten. Die Körper sollten also solange im Leichenhaus aufgebahrt werden, bis man sich ihres Todes sicher sein konnte.
Der eingeschossige, rechteckige Sandsteinquaderbau mit Walmdach hat einen symmetrischen Grundriss mit einer zentralen Eingangshalle. Davor befindet sich auf beiden Seiten jeweils ein dorischer Portikus. Im Innern war der Bau dreigeteilt. Neben der Eingangshalle lag auf der einen Seite einen Saal, in dem bei schlechtem Wetter die Grabrede gehalten werden sollte und der im Falle eines Krieges oder einer Epidemie als Krankensaal genutzt werden konnte. Auf der gegenüberliegenden Seite der Eingangshalle befand sich an der Straßenseite die Wohnung des Leichenwärters, bestehend aus Wohnzimmer, Schlafzimmer und Küche. Dahinter lagen zwei Zimmer zur Aufbahrung männlicher und weiblicher Leichen. Diese Räume waren durch Türen mit dem Wohnzimmer des Leichenwärters verbunden. Außerdem gab es ein Sezierzimmer. Die vordere und die hintere Fassade sind identisch. Neben dem zentralen Portikus mit Flachgiebel sind auf jeder Seite drei architravierte Fenster angeordnet, die in ihrer Form an ägyptische Grabbauten erinnern. Das Gebälk und der Sockel sind umlaufend. An den Schmalseiten liegen je zwei Fenster.
Das Leichenhaus wurde am Neujahrstag 1835 eingeweiht, in der Folgezeit aufgrund von Vorurteilen in der Bevölkerung jedoch kaum genutzt. Nachdem der Friedhof 1874 geschlossen worden war, wurde das ehemalige Leichenhaus verschiedenartig genutzt, unter anderem als Bakteriologisches Institut. Die Nationalsozialisten bauten das Gebäude 1935 in eine Ehrenhalle zum Gedenken an die Gefallenen des Ersten Weltkriegs um. Das dreigeteilte Innere des Gebäudes wurde in einen einzigen großen Raum umgewandelt. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Halle für kirchliche Zwecke genutzt.

Marc Weisgerber

 

Literatur

Leo von Klenze. Architekt zwischen Kunst und Hof 1784–1864. Hrsg. von Winfried Nerdinger. München, London, New York 2000

Hans-Jürgen Kotzur: Forschungen zum Leben und Werk des Architekten August von Voit. Diss. Heidelberg 1977