„Muslimische Frauen in Deutschland – zwischen Akzeptanz und Ablehnung“

„Muslimische Frauen in Deutschland – Zwischen Akzeptanz und Ablehnung“ war das Thema der Tagung am 12.12.13 im Wormser Theater- Kultur und Tagungszentrum, welches vom rheinland-pfälzischem Ministerium für Integration, Familie, Kinder, Jugend und Frauen und dem Initiativausschuss für Migrationspolitik Worms veranstaltet wurde. Schon mit Eintritt in das Tagungsgebäude wurden die Teilnehmer vom Ambiente der Räumlichkeiten positiv eingestimmt.

Nach der Begrüßung durch den Oberbürgermeister der Stadt Worms, Herr Michael Kissel und der Leiterin der Abteilung Frauen im MIFKJF, Frau Dr. Heike Jung, fingen die Impulsvorträge an. Im ersten Vortrag von Frau Dr. Naime Cakir, Islamwissenschaftlerin und Leiterin des Kompetenzzentrums muslimische Frauen, Frankfurt am Main wurde zunächst ein Einblick in die theologischen Grundlagen des Islam und der Stellung der Frau im Islam verschafft.

Sie erklärte, dass wenn man den Koran historisch, analytisch betrachte, er die Lage der Frauen im Vergleich zu ihren Zeitgenossinnen maßgeblich verbessere.

Bei schöpfungsgeschichtlicher Betrachtung könne man die Geschlechtergleichheit an Hand mehrerer Verse auslesen. Aus der Sicht der islamisch traditionalistischen Literatur seien sich die Gelehrten einig, dass die Frau dem Mann gleichgestellt sei. Uneinigkeit herrscht in sozialer/rechtlicher Position im Diesseits. Es gäbe koranische Verse an denen man bei oberflächlicher Betrachtung die Benachteiligung der Frau festmachen könne. Wie z.B. das Erbrecht, bei dem die Frau halb so viel erbe wie der Mann.

Allerdings seien der Kontext und die damalige Situation zu betrachten, die der Koran berücksichtige.

Dass die Geschlechter verschieden, doch in ihren Unterschieden gleichberechtigt sind sagt auch die darauf folgende Referentin Prof. Dr. Birgit Rommelspacher in ihrem Impulsvortrag „Muslimische Frauen – Kontroversen um Emanzipation und Partizipation“. Eine der Punkte die sie ansprach waren die Emanzipationskonzepte: Gleichheit versus Differenz. Der Differenzfeminismus funktioniere nach dem Prinzip: „Wir wollen nicht leben um zu arbeiten, sondern arbeiten um zu leben.“ Damit fordere er eine Umstrukturierung in der Arbeitswelt sich nach Familien auszurichten. Problem dieses Feminismus sei, dass die Verschiedenheit die Gefahr birge die Frau zu diskriminieren. Der liberale Feminismus fordere, dass die Frau alles tun können muss, was der Mann tut, doch der Mann nicht, was die Frau tut, was ihr die doppelte Last aufbürdet. Bei diesem sei das Problem, dass er sich widerspricht, denn kulturelle Dominanz schreibt vor, wie sich jemand zu emanzipieren hat und das ist absolut antiemanzipatorisch.

„Geht es beim Emanzipationsexkurs nun um die Befreiung oder Unterdrückung der Frau?“

Eine Unterdrückung der muslimischen Frau sei beispielsweise das Kopftuchverbot, das sie auf dem Arbeitsmarkt diskriminiere. Die Debatte um das Kopftuch sei erst aufgekommen als die muslimischen Frauen aufstiegen und beispielsweise zu Lehrern wurden, statt Putzfrauen.

Die Emanzipation sei fehlgeschlagen denn die deutschen Frauen seien erst aufgestiegen, als die unteren Arbeitsplätze von Migrantinnen besetzt wurden und nicht von Männern. „Somit ist ethnische Hierarchie an Stelle von geschlechtlicher Hierarchie getreten und die Diskussion wurde auf kulturelle Ebene verschoben.“

Abschließend sagte sie Emanzipation bedeute Selbstbestimmung, die die gesamte Identität umfasse, auch die Religion. Partizipation könne nur erreicht werden, wenn Gruppierungen prozentual in der Weise in der Politik vertreten sind, wie sie in der Gesellschaft vertreten sind, sowie das Teilen der symbolischen Macht. Man solle nicht nur den Kirchturm sehen, sondern auch das Minarett der Moschee.

Nach all den lehrreichen Informationen und der Aufklärung begaben sich alle in die Mittagspause, um sich auszutauschen. Näher kam man sich dann beim Workshop der Foren.

Abschließend wurde eine tibetische Legende erzählt, die besagt, dass es leichter ist sich Hausschuhe anzuziehen, als die ganze Welt mit Teppichen auszulegen.

Derartige Tagungen sind ein wichtiges Forum zur Aufhebung von Vorurteilen in der Gesellschaft und eine Mehr gewinn für alle Teilnehmerinnen. Wir sind auf dem richtigen Wege, aber im Grunde genommen schon viel zu spät dran. Denn jede Frau, die aufgrund ihrer religiösen Zugehörigkeit und Kleidung nicht ihren Wunschberuf ausüben kann, oder jede Frau die aufgrund ihrer Religionszugehörigkeit in Schulen, auf der Wohnungssuche oder in sonstigen Lebenssituationen diskriminiert wird, stellt einen waren Verlust für die deutsche Volkswirtschaft und Gesellschaft dar.

Es werden voraussichtlich weitere Tagungen zu ähnlichen Themen im kommenden Jahr stattfinden. Die MSG wird wieder dabei sein und die Mitglieder vorab informieren.

MSG-Team Kaiserslautern

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