Phantast und Spiesser |
Walsers "Fliehendes Pferd" an der Universität |
Der Vorhang fällt, das Ende jedoch bleibt offen. Und so kreisen die Gedanken weiter: Wird Helmut es ihm sagen? Wird er Klaus sagen, dass es ihm zwar recht, aber unabsichtlich war, ihn in das Sturm aufgewühlte Wasser fallen zu sehen? Helmut sagt: "Die Wahrheit ist eine Katastrophe" und will schnellstens den Urlaubsort am Bodensee verlassen. Seine Frau Sabine jedoch will, dass er es sagt. Sie will nicht, dass Klaus denkt, Helmut hätte... "Ein fliehendes Pferd", das ist Helmut (Ingo Münch) in der Geschichte von Martin Walser. Sein Gegenspieler ist Klaus (Sven Methner), und beide verbindet eine gemeinsame Schulzeit und die Wiederbegegnung als verheiratete Paare am Ferienort. Diese kleine Episode, diese befristete Zeit im Leben dieser beiden Eheleute hatte mit der Aufführung der Theater-AG an der Uni am Mittwochabend Premiere.
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Seit Jahren flüchtet Helmut vor "Kollegen und so 'nem Quatsch" in ein kleines Ferienhaus. Und pflegt seine Ruhe, das piekfein angezogene Vorsichhinbrüten, die Segnungen von Schwüle, Flaute, Weltuntergangsstille, sich als Herrn "Negativ" in einsamer Gegenwart mit seiner Frau "Positiv". Nur ja keine Entscheidungen fällen müssen - und da schneit "dieser Klaus" in die behagliche Isolation. Dieser Phantast, dieser Möchtegern-Groß, "hochgradig leidend am Kriegskameradensyndrom". Der ihn seiner Spießbürgerlichkeit wegen angreift bis zur Schmerzgrenze. Von unserer Mitarbeiterin: Isabelle Girard de Soucanton |
RON - RHEINPFALZ ONLINE, Freitag, 5. Mai
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