Katholische Pfarrkirche St. Marien

 

St. Marien-Platz 1
1887-1892
Architekt Heinrich von Schmidt

 

 

 

serslautern (2006)

 

Ansicht
Foto: Sabrina Dohle, Lehrgebiet gta, TU Kaiserslautern (2006)

 

Grundriss, aus: Kulturdenkmäler in RLP, Bd. 14, Stadt Kaiserslautern, Worms 1996, Seite 36

 

Grundriss

 

 

Die Industrielle Revolution ließ die Bevölkerung Kaiserslauterns im 19. Jahrhundert stark ansteigen. Die Martinskirche konnte schließlich die die katholischen Gläubigen nicht mehr aufnehmen. Nachdem in den Jahren 1846 und 1852 Bestrebungen, eine Genehmigung für den Bau einer zweiten katholischen Kirche zu erhalten, gescheitert waren, hatte 1878 ein dritter Versuch Erfolg.
Die neue Kirche sollte im Stil der Neogotik entstehen. Unter zwei eingereichten Entwürfen entschied man sich für die Planung Heinrich von Schmidts, die eine Doppelturmfassade vorsah. Da hierfür jedoch die finanziellen Mittel nicht ausreichten, wurde der Bau nach einer Überarbeitung des Entwurfs mit nur einem Turm errichtet. Auf der Grundlage des Stadterweiterungsplans von Eugen Bindewald wurde die Kirche als axialer Mittelpunkt der Königstraße konzipiert. Wegen dieser städtebaulichen Einbindung weicht die Kirche von der Tradition des Ostchores ab.
Der Langbau aus Sandsteinquadern ist über einem lateinischen Kreuz errichtet. Der Hallenkirche mit ihren drei fast gleich hohen Schiffen ist ein Turm mit Spitzhelm vorgelagert. Mit einer Höhe von 100 Metern ist dieser Turm das höchste Bauwerk der Kaiserslauterer Innenstadt. Das Hauptportal ist im Vergleich zum einfach gehaltenen übrigen Gebäude mit Fialen, Krabben und Wasserspeiern aufwendig verziert. Die Überdachung der Seitenschiffe besteht aus je fünf jochweise angeordneten und dadurch mit den Fenstern der Seitenschiffe korrespondierenden Querwalmdächern. Das Dach über der Vierung ist mit einem schmalen Dachreiter bekrönt.
Das Innere der Kirche wird durch Pfeiler aus rotem Sandstein gegliedert, denen jeweils zwei Dienste, denen in der gegenüberliegenden Wand entsprechend, vorgelegt sind. Die stärkeren Vierungs- und Emporenpfeiler besitzen vier Dienste. Am Übergang der Säulen zum Kreuzrippengewölbe befinden sich Knospenkapitelle. Ursprünglich zeigten die Fenster des Langhauses Abbildungen von deutschen Heiligen. Die Fenster wurden mehrfach, zuletzt im Zweiten Weltkrieg, zerstört. Die heutigen Fenster bilden im Chorbereich wieder Szenen aus dem Marienleben ab, die Fenster des Langhauses bestehen aus Ornamentglas.
Südlich des Chores gliedert sich die Marienkapelle mit dem Josefsaltar an, der seit 1906 zum Inventar der Kirche gehört. Die Orgel mit 47 klingenden Registern wurde 1905 eingebaut. In den beiden Weltkriegen wurden die Glocken eingeschmolzen; das heutige sechs Glocken umfassende Geläut stammt aus dem Jahr 1952.

Stefanie Raisch

 

Literatur

Festschrift 100 Jahre Marienkirche Kaiserslautern. 1892–1992. Hrsg. vom Pfarramt St. Maria Kaiserslautern. Redaktion und Zusammenstellung Edmund Janson. Kaiserslautern 1992