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Foto: Sabrina Dohle, Lehrgebiet gta, TU Kaiserslautern (2006)
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Im 19. Jahrhundert dienten der Post zur Durchführung eines geordneten Dienstbetriebes die 1873 erlassen Richtlinien von Heinrich von Stephan, der als Gründer des Postwesens in Deutschland gilt. Nach diesen Prinzipien entstand 1890 auch das Dienstgebäude des Postamtes in Kaiserslautern.
An der Ecke der früheren Theaterstraße (heute Karl-Marx-Straße) zur Rummelstraße, die zum Stiftsplatz führt, stand der Bau ursprünglich gegenüber dem alten Theater. Mit Anklängen an die italienische Renaissance entwarf Ludwig Ritter von Stempel einen zweigeschossigen Sandsteinquaderbau, dessen Fassadengestalt einem Palazzo ähnelt. Die unterschiedlich langen Seitenflügel der Anlage werden durch Seitenrisalite betont. Charakteristisch ist das kräftig rustizierte hohe Erdgeschoss, das wie ein Sockel das Obergeschoss mit seiner verputzten Fassade trägt. Die abgeschrägte Ecke zur Straßenkreuzung ist durch Säulen und Pilaster hervorgehoben. Während im Erdgeschoss große Rundbogenfenster aneinander gereiht sind, besitzen die rechteckigen Fenster in der oberen Etage abwechselnd ein Dreieck- oder Segmentgiebel. Die Hofseite ist mit einer schlichten hellen Putzfassade bescheiden gestaltet. Durch einen Rundbau mit Pilastergliederung wird die Ecke im Innenhof betont. Seit Mitte der 1880er Jahre mussten auf die Dachstühle von Postgebäuden eiserne Abspanngerüste für die oberirdischen Telegrafenleitungen gesetzt werden. Um diesen Anforderungen nachkommen zu können, wurde das Postamt mit einem leicht gewölbten Dach über der Schalterhalle im Eckteil der Anlage gebaut, das gleichzeitig als Oberlicht für den darunter liegenden Saal diente. Die Seitenflügel erhielten ein flach geneigtes Satteldach.
Zum Rundbogenportal an der Straßenecke führte anfänglich eine Freitreppe. Dieser Treppenaufgang wurde 1940/1941 beseitigt, als man die dahinter liegende Schalterhalle zusammen mit dem Westflügel als Fernmeldedienststelle umbaute. Das Portal wurde zu einem Fenster umfunktioniert. Seitdem betritt man das Gebäude von der Ostseite. Nach den Beschädigungen im Zweiten Weltkrieg wurde das Postamt in vereinfachter Form wieder aufgebaut. Die Innenraumverteilung wurde seither mehrmals verändert. Im Zuge des Wiederaufbaus entfielen auch die früheren Dachaufbauten und teilweise der reiche Fassadenschmuck.
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Literatur
Walter Frenzel: Die Entwicklung des Fernmeldewesens im Raum Kaiserslautern (Pfälzische Postgeschichte. Postgeschichtliche Blätter der Oberpostdirektion Neustadt an der Weinstraße. Bd. 3, Nr. 29). Neustadt a. d. Weinstraße 1967 |