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Di. 8.30 - 10.00, Raum 1/124
Pflichtfach/Wahlpflichtfach Hauptstudium Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bautechnik
Beginn: 24. 4. 2007
Das Jahr 1945 bedeutete für Deutschland trotz vieler Kontinuitäten, die sich früher oder später zeigen sollten, einen tiefen Einschnitt. Das galt auch – und besonders – für die Architektur und die Stadtplanung. Die ersten Nachkriegsjahre wurden von den drängenden Problemen des Wiederaufbaus beherrscht. Gleichzeitig stellte sich die Frage, welche Konsequenzen man aus der Instrumentalisierung der Architektur und aus der Rolle der Architekten während des Nationalsozialismus ziehen wollte. Orientierung boten zum einen eigene, als unbelastet erscheinende Traditionen, vor allem die nach 1933 in weiten Teilen verfemte Moderne. Sehr früh galt das Interesse aber auch wieder dem internationalen Geschehen, besonders dem aktuellen Bauen in den USA, in Skandinavien oder in der Schweiz.
In der Bundesrepublik bestimmte das Leitbild der „gegliederten und aufgelockerten Stadt“ Theorie und Praxis der Stadtplanung. Dennoch war das Spektrum weiter: Grundlegende Neugestaltungen der Städte, Rekonstruktionen oder wenigstens ein Nachempfinden des Zerstörten waren gleichermaßen anzutreffen. In der Architektur klangen anfangs in dem reduzierten Neoklassizismus mancher Repräsentationsbauten und in der ungebrochenen Attraktivität des Heimatstils noch Vorlieben der jüngsten Vergangenheit an. Vor allem jedoch entwickelte sich bald jene facettenreiche, materialbewusste Architektur, die für die 50er Jahre typisch wurde.
In der DDR wurde in enger Anlehnung an die Sowjetunion die Doktrin einer Architektur „in nationaler Tradition“ maßgebend. Die „16 Grundsätze des Städtebaus“, die das Stadtzentrum als politischen, kulturellen und gesellschaftlichen Mittelpunkt propagierten, bildeten die Basis aller Planungen. Eine straffe und dogmatische Kulturpolitik bekämpfte jahrelang jede Orientierung an der Moderne. Mit der in der Sowjetunion eingeleiteten Wende zu einem verstärkt industrialisierten Bauen erhielten dann seit Mitte der fünfziger Jahre Typisierung und Vorfertigung vor allem auf dem Gebiet des Massenwohnungsbaus großes Gewicht.
Im Seminar sollen anhand ausgewählter Bauten und Projekte die wichtigsten Tendenzen der Architektur und der Stadtplanung im Nachkriegsdeutschland in ihrem jeweiligen historischen Kontext untersucht werden. Voraussetzung für die Teilnahme sind Grundkenntnisse der Architektur des 20. Jahrhunderts und die Bereitschaft zur Übernahme eines schriftlich auszuarbeitenden Referats. Die Referatsthemen werden in der ersten Seminarsitzung vergeben.
Literaturliste
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Programm |
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24. 4. 2007 |
Einführung
Vergabe der Referatsthemen
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1. 5. 2007 |
fällt aus (Feiertag) |
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8. 5. 2007 |
Demokratie und Repräsentation I
Bundeshaus, Bonn, 1948/1949 (Hans Schwippert)
Plenarsaalgebäude, Frankfurt a. M., 1948–1950 (Gerhard Weber)
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15. 5. 2007 |
Wohnungsbau als Städtebau (Ost)
Stalinallee, Berlin (Ost), 1951–1956
Hoyerswerda-Neustadt, 1955–1969
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22. 5. 2007 |
Wohnungsbau als Städtebau (West)
Hansaviertel, Berlin (West), 1954–1957
Neue Vahr, Bremen, 1956–1962
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29. 5. 2007 |
fällt aus (Pfingstferien) |
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5. 6. 2007 |
Bauten der Wirtschaft
Büro- und Geschäftshaus der Süddeutschen Holzberufsgenossenschaft („Loba-Haus“), Stuttgart, 1948–1950 (Rolf Gutbrod)
Verwaltungsgebäude der Phoenix-Rheinrohr AG, Düsseldorf, 1955–1960 (Helmut Hentrich und Hubert Petschnigg)
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12. 6. 2007 |
Öffentliche Verwaltung
Fernmeldehochhaus der Deutschen Bundespost, Frankfurt a. M., 1950–1956 (Heinrich Ebert, Oberpostdirektion Frankfurt)
Landesversorgungsamt Bayern, München, 1954–1957 (Wassili und Hans Luckhardt)
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19. 6. 2007 |
Orte der Versammlung und der Kultur
Kulturhaus der Maxhütte, Unterwellenborn, 1950–1955 (Hanns Hopp und Josef Kaiser)
Stadttheater, Münster, 1952–1956 (Harald Deilmann, Max von Hausen, Ortwin Rave, Werner Ruhnau)
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26. 6. 2007 |
Bildung und Gesellschaft
Geschwister-Scholl-Gymnasium, Lünen, 1955–1962 (Hans Scharoun)
Hochschule für Gestaltung, Ulm, 1952–1955 (Max Bill)
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3. 7. 2007 |
Kirchen
Katholische Kirche St. Anna, Düren, 1951–1956 (Rudolf Schwarz)
Evangelisch-Lutherische Kirche St. Matthäus, München, 1952–1955 (Gustav Gsaenger)
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10. 7. 2007 |
Demokratie und Repräsentation II
Kongresshalle, Berlin (West), 1956/1957 (Hugh Stubbins)
Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung 1958, Brüssel, 1956–1958 (Egon Eiermann und Sep Ruf)
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