Baugeschichtliches Seminar
Europäische Klosterbaukunst
Dr. des. Heribert Feldhaus

 

   

ehem. Zisterzienserkloster Fontenay, gegr. 1118, err. um 1130-50, Mittelschiff Richtung Osten. Abb. aus: Jean-Francois Leroux-Dhuys, Die Zisterzienser, Köln 2006, S. 194

 

Mo. 15.30 - 17.00, Raum 1/124
Wahlpflichtfach Hauptstudium Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bautechnik

Das abendländische Mönchtum hat auf Grundlage der Benediktregel zahlreiche Reformorden hervorgebracht, deren Klosterbauten im Seminar als äußerer Ausdruck der jeweiligen inneren Ordnung beispielhaft vorgestellt werden.

Das Mönchtum als asketische, sich gegen die Welt abschließende Lebensform christlicher Gemeinschaften hat seit seiner Entstehung in der zweiten Hälfte des 4. Jahrhunderts die Geschichte des Abendlandes geprägt und sich – trotz zahlreicher Rückschläge – bis heute erhalten. Mit der verbindlichen Einführung der Benediktregel in karolingischer Zeit werden die Klöster in die politischen und kirchlichen Strukturen des Reiches eingebunden und avancieren zu Missions- und Kulturträgern im Landausbau. Das u.a. hierin angelegte Spannungsfeld zwischen jenseitiger Transzendenz und diesseitiger Wirklichkeit führt vor allem im 10. und 11. Jahrhundert zu mehreren Reformen des benediktinischen Klosterlebens, so in Cluny und Hirsau. Die Rückkehr zum sinngemäß in der Benediktregel vorgeschriebenen „Ora et labora“ (Bete und arbeite) ist Ausgangspunkt für die Gründung des Zisterzienserordens, aus weiteren Reformbestrebungen geht mit der Wiederbelebung des Eremitentums der Kartäuserorden hervor.

Möglicherweise in karolingischer Zeit bildet sich ein „Klosterbauschema“ aus, welches für das Mittelalter mehr oder weniger Gültigkeit erlangt, dabei nach den jeweiligen Ordensgewohnheiten funktional und gestalterisch angepasst wird: Das Kloster spiegelt als bauliches Abbild die Ordnung des jeweiligen Ordens wider.

Mit den Bettelorden werden im Spätmittelalter vor allem in den Städten neue Kräfte wirksam, die entsprechend ihrer neuen Aufgaben – der Predigt und Seelsorge – veränderte Anforderungen an ihre Klosterbauten stellen. Ihre Architektur erscheint zunächst als bewusstes „Gegenprogramm“ zur Kathedralgotik, bis sie ihrerseits stilbildend auf den Kirchen- und Profanbau wirkt. Die Einführung der Reformation stellt in weiten Teilen Europas zunächst eine einschneidende Zäsur für das Klosterleben dar. Im Zuge der Gegenreformation entstehen in der Folge nicht nur neue Orden (z.B. Jesuiten), sondern auch den „alten“ Orden gelingt vor allem in den habsburgisch regierten Ländern eine Wiederbelebung und neue Blüte des Klosterlebens. Die zum Teil gewaltigen Neubauprogramme der Klöster stehen nun unter dem Einfluss der zeitgenössischen Schloss- und Palastarchitektur.

Das Seminar untersucht an Hand von konkreten Beispielen aus der Klostergeschichte die funktionale und gestalterische Ausformung und Entwicklung von Klosterbauten der Benediktiner, Zisterzienser, Kartäuser und Bettelmönche. Welche ordensspezifischen Besonderheiten haben sich in baulicher Hinsicht ausgebildet? Kann von einem „benediktinischen Klosterbauschema“ und einer „Ordensarchitektur“ gesprochen werden? In welchem Verhältnis stehen die Bauten zur ihrem jeweiligen Umfeld? Welche Beziehungen bestehen zwischen Kloster und Stadt? Den mittelalterlichen Klöstern werden beispielhaft solche aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts gegenübergestellt, um mögliche Lösungsansätze für die Auseinandersetzung mit dem Thema Klosterbau zwischen Tradition und Neuerung vorzustellen.

Leistungsumfang: mündliches Referat mit schriftlicher Ausarbeitung. Es ist eine Bereitstellung/Veröffentlichung der Seminar-Ergebnisse im Internet geplant.

     
    Literatur
     
    Programm
     
   

23.04.2007

Einführung

(Feldhaus)

(Referatsverteilung)

Entstehung und Entwicklung des Mönchtums im Orient

Anfänge des Mönchtums im Abendland

Die Regel des hl. Benedikt

Frühe bauliche Lösungen


30.04.2007

Klöster im Frühmittelalter

St. Galler Klosterplan und die karolingische Klosterarchitektur

(2 Studierende)

Der Kreuzgang: Architektur, Funktion und Bedeutung

(1 Studierender)


07.05.2007

keine Veranstaltung


  Reformbewegungen im Früh- und Hochmittelalter:
     

14.05.2007

Cluny und der cluniazensische Klosterverband

(2 Studierende)

Cluny II (948-981) – Romainmôtier

Cluny III (1088-1130) – Paray-le-Monial


21.05.2007

Hirsau und die „Hirsauer Reform“

(2 Studierende)

Kloster St. Peter und Paul Hirsau (1080-1091)

Kloster Paulinzella (1107-1124)


Pfingstwoche:

Tagesexkursion

Benediktinerkloster Maria Laach (1093-1177)

(1 Studierender)

Zisterzienserkloster Eberbach (beg. um 1160)

(Feldhaus)

zugl. Grundlagen Geschichte und Aufbau des Zisterzienserordens


04.06.2007

Zisterzienser

Kloster Fontenay und der „bernhardinische Plan“ (beg. um 1130)

(1 Studierender)

„Bauvorschriften“ und Baubetrieb der Zisterzienser

(Feldhaus)


11.06.2007

Kloster Maulbronn (1146-1178)

(1 Studierender)

Exkurs: Kloster Novy Dvur (John Pawson, 1999-2004)

(1 Studierender)


18.06.2007

„Kathedralartige“ Sanktuarien mit Umgang und Kapellenkranz

(1 Studierender)

Kloster Altenberg (1259-1397)

(1 Studierender)


25.06.2007

Kartäuser

 

Mittelalterliche Kartausen im deutschsprachigen Raum:

Buxheim, Köln, Mainz, Nürnberg

(1 Studierender)

Exkurs: Kartause Marienau (Emil Steffann, 1962-1964)

(1 Studierender)


02.07.2007

Bettelorden des Hochmittelalters: Franziskaner und Dominikaner

Entstehung und Entwicklung der Bettelorden

(Feldhaus)

Frühe Kirchenbauten der Bettelorden

(1 Studierender)

Bettelorden und Stadt

(1 Studierender)

09.07.2007

Dominikanerkloster Erfurt („Predigerkirche“, beg. um 1265)

(1 Studierender)

Exkurs: Dominikanerkloster La Tourette (Le Corbusier, 1956-59)

(1 Studierender)


16.07.2007

Ausblick: Klosterleben in der Neuzeit

Benediktinerkloster Melk (ab 1702)

(1 Studierender)

Zisterzienserkloster Orval (Neuerr. 1760-1782 und 1926)

(1 Studierender)