Seminar Geschichte und Theorie der Architektur
Empathie und Abstraktion. Architektur- und Städtebautheorien der Moderne
Prof. Dr. Matthias Schirren

 

 

   

Ophthalmotrop (Apparat zur Messung der Augenbewegungen). Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek, Wien

 

Mi. 9.45 - 11.15, Raum 1/019
Pflichtfach/Wahlpflichtfach Hauptstudium Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bautechnik
Beginn: 25. 4. 2007

Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar sind Grundkenntnisse in der Architektur und die Bereitschaft zur Übernahme eines schriftlich auszuarbeitenden Referats.

Haben Sie sich schon einmal gefragt, was Camillo Sitte Ende des 19. Jahrhunderts eigentlich meinte, als er gegen den Schematismus der damaligen Stadtplanung einen „künstlerischen Städtebau“ forderte. Das englische Wort für „Einfühlung“ ist empathy. In der Psychologie benennt man mit dem Begriff Empathie die eminent menschliche Fähigkeit, sich in eine andere Person hineinzuversetzen, sich in eine zunächst fremde Perspektive zu hineinzufühlen.

In der Kunsttheorie hatte die Einfühlungstheorie, nach der wir im ästhetischen Prozess vor allem uns selbst wahrnehmen oder unser eigenes Empfinden in das Gegenüber hineinprojizieren, ihre Hochzeit im ausgehenden 19. Jahrhundert. Das 20. Jahrhundert antwortete auf das Prinzip der Empathie mit der Abstraktion.

Im Seminar wollen wir uns mit Bauten Texten und Bildern befassen, an denen sich die Prinzipien von Empathie und Abstraktion exemplifizieren lassen. Ein Ausgangspunkt wird dabei die berühmte Schrift „Abstraktion und Einfühlung“ von Wilhelm Worringer (1908) sein.

Das Seminar findet in Kooperation mit dem Lehrgebiet Stadtbaukunst und Entwerfen statt.

Literaturliste

 

Programm

25. 4. 2007
Einführung

3. 5. 2007, Donnerstag!
Lektürehalbzeit

9. 5. 2007
Empathie aus dem Geiste der Physiognomik:
Untersuchungen über den Charakter der Gebäude; über die Verbindung der Baukunst mit den schönen Künsten und über die Wirkungen, welche durch dieselbe hervorgebracht werden sollen (1788)

16. 5. 2007
Dialektik des Ästhetischen:
Friedrich Schiller, Über Anmut und Würde (1793)

23. 5. 2007
Die Auflösung des Stildogmas:
Heinrich Wölfflin, Prolegomena zu einer Psychologie der Architektur (1886)

6. 6. 2007
Der Goldene Schnitt, empirisch betrachtet:
Gustav Theodor Fechner, Vorschule der Ästhetik (1876)

13. 6. 2007
Empathie als Prinzip:
Camillo Sitte, Der Städte-Bau (1889)

20. 6. 2007
Das Paradigma der Psychologie:
Theodor Lipps, Einfühlung und ästhetischer Genuß (1906)

27. 6. 2007
Stilpsychologie:
Wilhelm Worringer, Abstraktion und Einfühlung. Ein Beitrag zur Stilpsychologie (1908)

4. 7. 2007
Emphatiker der Einfühlung:
August Endell, Die Schönheit der grossen Stadt (1908) und Wassily Kandinsky, Über das Geistige in der Kunst (1911)

11. 7. 2007
Schlussdiskussion: Abstraktion im Städtebau?