Seminar Architekturtheorie
Bau und Gegenbau
Dr. Andreas Schätzke

   

 

 

 

Joseph Emanuel Fischer von Erlach vor dem Haus am Michaelerplatz in Wien von Adolf Loos. Karikatur aus „Der Morgen“, Wien (1910)

 

 

 

Pflichtfach/Wahlpflichtfach Hauptstudium Architektur/Raum- und Umweltplanung/Bautechnik
Do. 08.30 - 10.00, Raum 1/124 Beginn: 10. 4. 2008

Architektur kann über ihre reine Funktion hinaus als Träger programmatischer Aussagen dienen. Vor diesem Hintergund lässt sich vor allem im 20. Jahrhundert ein Phänomen beobachten, das der Kunsthistoriker Martin Warnke mit dem Begriffspaar „Bau und Gegenbau“ benannt hat.

Das Verständnis von Architektur als einem Ausdrucksträger – also einem Medium, das politische oder weltanschauliche Inhalte transportiert – hat in der Geschichte auf vielerlei Weise zu einer bewussten Konfrontation von Bauten geführt. Bauherren und Architekten reagierten auf ein bestehendes Gebäude oder Ensemble, indem sie, oft in unmittelbarer Nähe, einen „Gegenbau“ errichteten, mit dem sie einer anderen Haltung als der vorgefundenen Ausdruck zu verleihen suchten. Zumeist ging es ihnen nicht darum, das bestehende Bauwerk an Größe, Pracht oder Ausstattung zu übertreffen, sondern um eine programmatische Stellungnahme.

Eine solche Instrumentalisierung lässt sich bei privaten Projekten ebenso finden wie in der Selbstdarstellung von Staaten, bei einzelnen Gebäuden wie in der Stadtplanung, in der Repräsentationsarchitektur wie im Wohnungsbau. Voraussetzung ist, dass die Formen der Architektur – zum Beispiel die Gestaltung einer Fassade, die Beschaffenheit eines Daches, aber auch die innere Organisation eines Gebäudes oder seine Situierung im Stadtraum – mit bestimmten inhaltlichen Bedeutungen, die über das Architektonische hinausreichen, in Verbindung gebracht werden. Anhand von Beispielen aus den zurückliegenden hundert Jahren wollen wir im Seminar der Frage nachgehen, in welcher Absicht ein Bau und sein Gegenbau jeweils errichtet wurden und mit welchen architektonischen Mitteln dieses Ziel erreicht werden sollte.

Voraussetzung für die Teilnahme am Seminar ist die Bereitschaft zur Übernahme eines schriftlich auszuarbeitenden Referats. Die Referatsthemen werden in der ersten Sitzung vergeben.

Literatur zur Einführung:

Martin Warnke: Bau und Gegenbau. In: Architektur als politische Kultur. Philosophia practica. Hrsg. von Hermann Hipp und Ernst Seidl. Berlin 1996, S. 11–18

 

10. 4. 2008

Einführung
Vergabe der Referatsthemen

   

17. 4. 2008

Lektüre
Martin Warnke: Bau und Gegenbau (1996)

   

24. 4. 2008

Michaelertrakt der Hofburg, Wien
Entwurf 1726. Architekt: Joseph Emanuel Fischer von Erlach
Veränderte Ausführung 1889–1893. Architekt: Ferdinand Kirschner
Wohn- und Geschäftshaus Goldman & Salatsch, Wien
1909–1911. Architekt: Adolf Loos

   

1. 5. 2008

fällt aus (Feiertag)

   

8. 5. 2008

Siedlung „Onkel Toms Hütte“, Berlin
1926–1928/1932. Architekten: Bruno Taut, Hugo Häring, Otto Rudolf Salvisberg
Siedlung „Fischtalgrund“, Berlin
1928/1929. Architekten: Heinrich Tessenow, Hans Gerlach, Alexander Klein, Paul Mebes und Paul Emmerich, Hans Poelzig, Paul Schmitthenner, Fritz Schopohl, Georg Steinmetz u. a.

   

15. 5. 2008

fällt aus (Pfingstferien)

   

22. 5. 2008

fällt aus (Feiertag)

   

29. 5. 2008

Weißenhofsiedlung, Stuttgart
1925–1927. Architekten: Ludwig Mies van der Rohe, Peter Behrens, Richard Döcker, Josef Frank, Walter Gropius, Ludwig Hilberseimer, Le Corbusier, J. J. P. Oud, Hans Poelzig, Adolf Rading, Hans Scharoun, Mart Stam, Bruno Taut u. a.
Kochenhofsiedlung, Stuttgart
1933. Architekten: Paul Schmitthenner, Paul Bonatz, Ludwig Eisenlohr und Oscar Pfennig, Gerhard Graubner, Ernst Schwaderer, Wilhelm Tiedje, Hans Volkart, Hellmut Weber u. a.

   

5. 6. 2008

Haus des Rundfunks, Berlin
1929–1931. Architekt: Hans Poelzig
Ausstellungshallen auf dem Messegelände, Berlin
1935–1937. Architekt: Richard Ermisch

   

12. 6. 2008

Sowjetischer Pavillon auf der Weltausstellung 1937, Paris
1935–1937. Architekt: Boris Iofan
Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung 1937, Paris
1936/1937. Architekt: Albert Speer
Deutscher Pavillon auf der Weltausstellung 1958, Brüssel
1956–1958. Architekten: Egon Eiermann und Sep Ruf

   

19. 6. 2008

Stalinallee, Berlin (Ost)
1951–1956. Architekten: Egon Hartmann, Hermann Henselmann, Hanns Hopp, Kurt W. Leucht, Richard Paulick, Karl Souradny
Hansaviertel, Berlin (West)
1953–1957. Architekten: Gerhard Jobst und Willy Kreuer, Alvar Aalto, Luciano Baldessari, Paul Baumgarten, Johannes Hendrik van den Broek und Jacob Berend Bakema, Werner Düttmann, Egon Eiermann, Walter Gropius, Arne Jacobsen, Fritz Jaenecke und Sten Samuelson, Wassili Luckhardt und Hubert Hoffmann, Hans Ch. Müller, Klaus Müller-Rehm und Gerhard Siegmann, Oscar Niemeyer, Sep Ruf, Paul Schneider-Esleben, Hans Schwippert, Otto H. Senn, Max Taut, Pierre Vago u. a.

   

26. 6. 2008

Olympiastadion, Berlin
1933–1936. Architekt: Werner March
Olympiastadion, München
1967–1972. Architekten: Günter Behnisch und Frei Otto

   

3. 7. 2008

Bundeskanzleramt, Bonn
1970–1976. Architekten: Planungsgruppe Stieldorf
Bundeskanzleramt, Berlin
1994–2001. Architekten: Axel Schultes mit Charlotte Frank

   
Literatur
   
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