Hans Poelzig (1869-1936). Architekt - Lehrer - Künstler


Vorwort von Ursula Zeller

Das Institut für Auslandsbeziehungen stellt mit seinem Ausstellungsprogramm weltweit die herausragenden Ereignisse der deutschen Kunst vor. Es ist gemeint als Angebot an ein internationales Publikum, sich mit aktuellen Themen aus Deutschland auseinanderzusetzen, sie für die eigene Wirklichkeit brauchbar zu finden oder sie zu diskutieren. Auf diese Weise trägt das ifa zum Dialog der Gesellschaften und Kulturen bei, dessen Frucht gegenseitiges Kennenlernen, Verständnis und Frieden ist.

Die Präsentation "Hans Poelzig" ist nun nach den Ausstellungen "Erich Mendelsohn - Dynamik und Funktion", "Neues Bauen International 1927 2002"und "100 Jahre Deutscher Werkbund" wieder dem Werk eines der namhaften Architekten des 20. Jahrhunderts gewidmet. Sie setzt die Ausstellungsreihe des Instituts für Auslandsbeziehungen mit klassisch-modernen deutschen Architekturpositionen fort.

Hans Poelzigs Bautätigkeit bewegte sich im Wesentlichen innerhalb der Grenzen Deutschlands - so wurde er keine internationale Figur im eigentlichen Sinne. Kurz vor seiner Emigration 1936 in die Türkei starb er. So verdankt sich sein Ruf in der Architekturgeschichte zwar einerseits den Projektentwürfen und realisierten Bauten. Ganz besonders aber rührt er von seiner Tätigkeit als Lehrer in Breslau und Berlin her: seine Bedeutung entfaltete sich auch zu architekturhistorischem Rang in den Werken seiner Schüler, in denen seine Theorie und seine Lehre baulich umgesetzt wurde.

Vor dem Ersten Weltkrieg baute Hans Poelzig Architekturen, die über das rein Funktionelle hinaus den Eindruck frei entwickelter plastischer Form vermitteln. In den zwanziger Jahren tritt er mit emotional geprägten Bauten und Entwürfen hervor, die mit ihren stalagtitenartigen Gebilden zur expressionistischen Architektur zählen. Erst im Spätwerk kehrt er wieder zu klassisch-modernem Bauen zurück, das dem Funktionellen einen wichtigeren Stellenwert einräumt. Besonders eindrucksvoll wirkte Hans Poelzig durch seine vielfältigen Interessen und Talente: als Architekt, Zeichner, Maler und als Bühnen- und Filmszenograph. Die Suche nach dem Gesamtkunstwerk lässt ihn ein farbiges, facettenreiches Werk entwickeln.

Diese umfassende Auseinandersetzung mit den bildnerischen Fragen seiner Zeit bietet mehr als einen Grund, Hans Poelzig in einem international ausgerichteten Ausstellungsprojekt vorzustellen. Nachdem das Institut für Auslandsbeziehungen Wolfgang Pehnt und Matthias Schirren als Kuratoren gewinnen konnte, erzeugte das Interesse der Akademie der Künste Berlin an dem Projekt hilfreiche Synergieeffekte. Als günstig erwies sich dann auch, dass das Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin mit Mitteln der DFG seinen Bestand an Plänen Hans Poelzigs digitalisieren konnte, was der Ausstellung und ihrem Katalog zugute kam.

Viele haben zum Gelingen des Projekts beigetragen. Allen voran Wolfgang Pehnt und Matthias Schirren, die Kuratoren der Ausstellung. Sie haben sprechende Beispiele aus dem Gesamtwerk ausgewählt, die die wichtigsten Stationen seines Bauens nachvollziehbar machen. Das von ihnen konzipierte und in der Deutschen Verlags-Anstalt München publizierte Katalogbuch wird binnen kurzem zum Standardwerk über Hans Poelzig avancieren.

Zusammen mit den Kuratoren habe ich zahlreichen Archiven, Museen und Universitäten sowie Privatpersonen zu danken, die die Recherchen unterstützten, die Materialien zugänglich machten und ihrer Ausstellung zustimmten. Genauso schulde ich meinen Dank den Kooperationspartnern in Deutschland - neben der Akademie der Künste und dem Architekturmuseum der Technischen Universität Berlin vor allem dem Architekturmuseum Frankfurt, das die Ausstellung im Anschluss an Berlin vor ihrer Auslandspräsentation zeigen wird. Die hervorragenden Architekturmodelle verdankt das Institut für Auslandsbeziehungen Martin Edelmann. Die sprechende Gestaltung der Ausstellung verantwortet Simone Schmaus.

Gemeinsam mit den Kuratoren danke ich Marlene Krüger-Poelzig und Angelika Blaschke für die Unterstützung des Projektes und ihre ausdauernde und motivierende Förderung.

Ursula Zeller