Gemäß dem olympischen Vier-Jahres-Rhythmus fand 2019 die dritte Show-Debatte in der Geschichte von DebatING. statt.

Um Teil der CampusKultur-Veranstaltungsreihe sein zu dürfen, musste der Klub sich ein Thema zum Semestermotto einfallen lassen:

Offizielles CampusKultur-Motto WS. 2018-2019

Ziemlich schwierig, da „Krypto“ sehr abstrakt, aber gleichzeitig sehr technisch klingt.
Anfangs trugen wir Themen zusammen wie „Minderjährige bestrafen, die Nacktbilder versenden“ oder das überstrapazierte Dilemma des selbstfahrenden Autos. Alles langweilig, vor allem alles nicht krypto genug. Ein kleines Team aus dem Klub stimmte unabhängig voneinander mehrheitlich für einen Antrag, der bereits in Kapstadt im Januar 2019 bei der Uni-Weltmeisterschaft debattiert wurde: „This House supports governments significantly increasing their use of big data-based predictive models
In decision-making to replace human judgements (e.g. criminal justice policy, allocation of healthcare resources, housing development)
.“

Logo der 38. World Universities‘ Debating Championships

Zu sperrig für ein Plakat. Aber grundsätzlich spannend. Wir feilten längere Zeit am Wortlaut, im Kampf mit den Wortakrobaten von CampusKultur setzten wir uns mit der Motion: „Sind Algorithmen die besseren Politiker?“ durch. Magdalena lieferte eine Motividee fürs Plakat und damit begann die Anwerbung der Profs.

Professoren zu finden die gerne Reden ist leicht. Schwer wird es dagegen welche bei einem provokanten Thema zu finden, bei dem sie sich nicht ihre Position aussuchen könne. Michael Hassemer erklärte sich zum Glück sehr schnell dazu bereit teilzunehmen, schließlich steht er in bester Tradition – als zweimaliger Teilnehmer unserer Show-Debatten. Sven Krumke konnte nur 2015 nicht dabei sein und wir freuten uns, als wir von CampusKultur seine Zustimmung hörten. Einen dritten Speaker zu finden gestaltete sich schwieriger, da Frauen an der TU rar sind und viele keine Zeit hatten. Schade! Schließlich luden wir Annette Spellerberg ein, als Stadtsoziologin eine hervorragende Querdenkerin im Team mit einem Juristen und einem Mathematiker. Wir sind den ProfessorInnen sehr dankbar für ihren Mut und Einsatz!

Auf der Studierenden Seite gewannen wir Daniel Opalla als Alumni für uns, weiterhin Tanja Leppla (WDM 2019: Platz 38/63) und Julian Stieß (DDM 2019: Platz 79/151).

Da ein Professor für Politikwissenschaftler, zweimal innerhalb von fünf Tagen umentschied, ob er als Freier Redner antreten wolle oder nicht (ich bin natürlich gegen diese Algokraten!!1!), waren wir in der Event-Woche schon etwas angespannt. Glücklicherweise sagte Magdalena Allmann eine Woche vorher zu. Florian Ruegenberg, erst im Club seit etwa zwei Monaten, erklärte sich noch zwei Tage vor der Show bereit teilzunehmen! Danke Florian!

Um die Show am Ende auch noch auszuwerten luden wir uns vier Ehrenjuroren ein, welche das beste Team kürten.

Präsidieren und ordnen sollte, wie bereits 2015, Alexander Kranich:

Schließlich war der 13.06.2019 gekommen und ein Professor und ein Juror nach dem anderen tröpfelte in den Vorbereitungsraum. In einem sehr hastigen Briefing kamen wir gerade mal dazu alle miteinander bekannt zu machen und die Rednerreihenfolge zu erklären. Die Positionen stand zu diesem Zeitpunkt noch nicht fest.

Briefing kurz vor Beginn der Show

Nachdem die Profs ordentlich verwirrt waren, schritten wir eilig in den vollen Saal und warfen eine Münze. Der Wurf ergab, dass was alle Profs befürchtet hatten. Sie sollten die Position der Regierung vertreten und somit die Frage: „Sind Algorithmen die besseren Politiker?“ mit „Ja“ beantworten.

Um sich in 15min vorzubereiten verzogen sich alle Redenden aus dem Saal und der Präsident von DebatING., Jakob Janisch stellte die Regeln und Gäste dem Publikum vor, um die Zeit zu füllen.

Der Präsident von DebatING. füllt die Wartezeit.

Für die Regierung eröffnete Sven Krumke, in der einen Antrag präsentierte bei der Menschen die Wahl zwischen verschiedenen Algorithmen haben. Fragen der Opposition zu Algorithmen beantwortete er routiniert.

Für die Regierung eröffnete Professor Sven Krumke.

Julian Stieß eröffnete für die Opposition und redete über Demokratie und Algorithmen als Black-Box, die nur von Experten verfasst werden können, was die Allgemeinheit von demokratischem Einfluss aushebeln würde.

Die Regierung wurde durch Professorin Annette Spellerberg ergänzt. Sie argumentierte für Vielfalt und den Abbau von Diskriminierungen, da Algorithmen niemanden vergessen würden und auch „Den Weg den Frauen zum Friedhof gehen“ berücksichtigen würden, Dinge die in Gemeinderäten heutzutage einfach unter den Tisch fallen würden.

Professorin Anette Spellerberg

Tanja Leppla antwortete für die Opposition mit der These, dass Diskurs nur möglich sei, wenn die Voraussetzung für alle ähnlich seien und die breite Masse keine technische Ausbildung habe, um sich adäquat mit algorithmischer Politik zu beschäftigen.

Die erste Freie Rede hielt Magdalena Allmann, die sich auf die Seite der Regierung stellte. Sie argumentierte mit effizienter Ressourcenverteilung und der Bequemlichkeit der Menschen, die für den Planeten schädlich sei und nur durch unbequeme Gesetze per Algorithmus zu bekämpfen sei. Dem Algorithmus als emotionslosen Zuchtmeister, der für das größere Wohl steht. Julian Stieß ging in seiner Gegenrede auf die Akzeptanz ein, die ein Algorithmus brauchen würde, um solche Gesetze zu veranlassen und dass er diese vermutlich schnell verlieren würde.

Die zweite Freie Rede hielt Florian Ruegenberg, er stellte sich auf Seiten der Opposition. Sven Krumke hielt die Gegenrede.

Florian Ruegenberg vertritt die Position der Opposition.

Daniel Opalla hielt für die Opposition eine fulminante Schlussrede, für die er vom Publikum mit dem Preis der besten Rede geehrt wurde.

Daniel Opalla, Schlussredner der Opposition.

Die Rede mit der stärksten Sprachkraft und dem meisten Pathos hielt Professor Hassemer, leider wies seine Rede inhaltlich ein paar Lücken auf. Höhepunkt war eine Verbeugung vor der angeblich gedemütigten Opposition und sein Zugehen auf die Opposition mit den Worten: „Deine Mutter … “ Dann brach er ab.

Professor Hassemer lehrt Demut

Nun zog sich die Jury zurück und das Publikum füllte Stimmzettel aus.

Die beste Rede, hielt nach Urteil des Publikums, Daniel Opalla, wofür er „Quality-Land“ von Marc-Uwe Kling erhielt.

Vize-Präsident Poetzsch-Heffter verkündete das beste Team.

Wer war das beste Team?

Mit einem Abstand von 15 Punkten gewann die Opposition, das studentische Team, die Jury für sich. Herzlichen Glückwunsch!

Sebastian Harttig (Past-Präsident) und Jakob Janisch (Präsident von DebatING.) überreichen den studentischen Siegern ihre Pokale.

Mal sehen, ob wir unseren Vier-Jahres-Rythmus beibehalten und DebatING. 2023 eine nächste Show-Debatte ausrichten wird. Herzlichen Dank an alle Beteiligten, besonders an die ProfessorInnen! Es war ein tolles Event!