14. Forschungskolloquium

Das vierzehnte Forschungskolloquium des universitären Potentialbereichs Region und Stadt fand am Mittwoch, den 18. Januar 2023, zum Leitthema „Smart City II“ statt. Das Forschungskolloquium fand wiederholt über Zoom statt.

 

Zunächst präsentierte Anne-Marie Kilpert Digitale Lösungen fürs Land. Anne-Marie Kilpert leitet seit August 2022 die Abteilung „Smart City Design“ am Fraunhofer-Institut für Experimentelles Software Engineering IESE in Kaiserslautern. Ihr Tätigkeitsbereich umfasst die kooperative Entwicklung von Softwarelösungen für verschiedene Bereiche der Daseinsvorsorge. Sie ist Teil der Projektleitung des vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft beauftragten Modellvorhaben „Smarte.Land.Regionen“. Berufserfahrung sammelte sie in der freien Wirtschaft beim Einwerben von Fördermitteln des Landes Rheinland-Pfalz und der EU für Entwicklungsprojekte im ländlichen Raum. Sie konzipierte und koordinierte in diesem Rahmen unter dem Einsatz kreativer Methoden verschiedene partizipative Prozesse. Ihren Master of Science erwarb sie an der Technischen Universität Dresden im Studiengang Raumentwicklung und Naturressourcenmanagement. Von 2017 bis 2020 studierte sie zusätzlich berufsbegleitend BWL mit Fokus auf öffentliche Verwaltung.

 

Vorgestellt wurde das Modellvorhaben Smarte.Land.Regionen. welches im Rahmen des Bundesprogramms Ländliche Entwicklung (BULE), einem Instrument des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) stattfindet. Ziel des Forschungsprojektes ist es, auf der Ebene von Landkreisen die Daseinsvorsorge für die Bevölkerung vor Ort zu verbessern und dafür übertragbare Strategien und Maßnahmen zu finden. Das Forschungsprojekt befasst sich mit folgenden Schwerpunktbereichen: Digitales Ökosystem für Kommunen, Marktplatz für digitale Dienste der Daseinsvorsorge, Ko-kreative Entwicklung digitaler Lösungen mit Kommunen, Know-How Aufbau zum Thema Digitalisierung und Auswirkungen von Digitalisierung auf kommunale Organisationen. Die Modellregionen erstrecken sich über ganz Deutschland und sind Landkreise mit denen das IESE seit 2020 zusammenarbeitet. Vertreten sind unterschiedliche Landkreise mit verschiedenen Rahmenbedingungen:

  • Landkreis Lörrach
  • Landkreis Bernkastel-Wittlich
  • Landkreis Neustadt an der Waldnaab
  • Kreis Coesfeld
  • Landkreis Uelzen
  • Landkreis Potsdam-Mittelmark
  • Landkreis Vorpommern-Greifswald

Das Projekt bewegt sich auf verschiedenen Arbeitsebenen. Die SLR-Plattform soll aufgebaut werden, damit das Digitale Ökosystem erforscht, aber auch erprobt werden kann. Dazu werden insgesamt vier Lösungen gemeinsam mit den zuvor vorgestellten Landkreisen entwickelt:

 

Lösung 1: Arbeit und Wohnen

Lösung 2: Gemeinschaft und Ehrenamt

Lösung 3: Gesundheit und Pflege

Lösung 4: Mobilität

 

Die Prozessbegleitung ist vom Fraunhofer IESE beauftragt und unterstützt bei den Digitalisierungsprozessen der Landkreise. Die zur Verfügung gestellte Beteiligungsplattform dient der Transparenz und der Partizipation vor Ort in Form einer Online-Beteiligung.

Das BMEL und die Geschäftsstelle KomLE (BLE) sind die Fördergeber des Projektes. 13 weitere Landkreise wurden ebenfalls in das Projekt aufgenommen und profitieren von dem gewonnenen Wissen und Erfahrungen. Zusätzlich gibt es noch die wissenschaftliche Begleitforschung und lokale Akteure, die regionale Projekte anstoßen und auch durchführen.

Es gibt drei Bausteine, die innerhalb des Forschungsprojektes bearbeitet werden:

Marktplatz, Plattform, Administration

Dies ist eine Plattform, auf der Lösungsanbieter ihre digitalen Dienste gebündelt Kommunen zur Verfügung stellen können. Der Schwerpunkt der hier angebotenen Lösung liegt auf Daseinsvorsorge und spricht als Zielgruppe Kommunen an, die hier digitale Lösungen kennenlernen und zu Anbietern Kontakt aufnehmen können. Als Beispiel wurde die digitale Lösung DorfFunk genannt, die eine Kommunikationszentrale für Bürger darstellt, bei der sie Hilfe anbieten können, Gesuche einstellen oder einfach miteinander kommunizieren können.

Lösungen der Daseinsvorsorge

Hier geht es um das Entwickeln von Lösungen für die Daseinsvorsorge und in diesem Rahmen sind bereits einige Lösungen entstanden. Als Beispiel hierfür nannte Anne-Marie Kilpert die digitale Anwendung Kuubu mit dem Schwerpunkt Gemeinschaften und Ehrenamt.

Toolset und Community of Practice

Dieses Online-Angebot stellt relevante Informationen und Erkenntnisse des Projektes zusammenfassend dar und bietet Kommunen Arbeitshilfe zur Digitalisierung an.

Anschließend wurde noch ein Impuls zu einem verwandten Thema gegeben. Whitepaper: Digitale Ökosysteme in Deutschland. Dies ist eine Studie zu Digitalen Ökosystemen in Deutschland auf dem Fraunhofer IESE Blog.

 

Diskussion:

In der Diskussion stellte sich direkt zu Beginn die Frage, was ein digitales Ökosystem überhaupt ist.

Der Austausch ergab, dass die Plattform ein Hilfsmittel, um ein digitales Ökosystem zu realisieren. Hierbei können Verbindungen zu einem biologischen Ökosystem gezogen werden, bei der unterschiedliche Akteure ihre Ziele miteinander und gegeneinander verfolgen können.

Anschließend wurde die Frage gestellt, wie sich die unterschiedlichen Aktivitäten zusammenfügen. Zu dieser Frage kann noch nicht aus der Praxis gesprochen werden, allerdings kann jetzt schon gesagt werden, dass schon großes Interesse und eine Nachfrage besteht die digitalen Lösungen zu verwenden. Als herausfordernd innerhalb des Projektes hat sich  der Ko-Kreative Prozess gezeigt, also dass die Landkreise gemeinsam etwas entwickeln sich zusammen tun, da hier teilweise verschiedene Interessen der Landkreise aufeinandertreffen.

Danach wurde gefragt, wie das Forschungsteam mit Verstetigung umgeht.

Dies wurde von Beginn an mitgedacht und ein Team eingesetzt, welches sich mit dem Geschäftsmodell beschäftigt. Es wird von Anfang an getestet, wie die Entwicklung verstetigt werden kann und das Projekt nachhaltig bestehen.

 

Informationen zum zweiten Vortag von Emmanuelle Heyer zum Thema Smart City made in Germany - Status quo finden Sie hier.