„Eine Frau macht schon Schwierigkeiten genug!“
 
Marc Camolettis Stück „Boeing Boeing“ in einer Inszenierung der Uni-Theatergruppe im Audimax der Hochschule
 
Die Sommerproduktion der Uni- Theater-AG ist eigentlich eine alte Klamotte. Camolettis Stück „Boeing Boeing“ stammt immerhin aus den 60ern, verbleibt stets harmlos und rein unterhaltend. Auch der Humor, welcher der ehemaligen Hollywood- Produktion innewohnt, erscheint auf den ersten Blick ein wenig altbacken, und die das Stück tragenden Frauenund Männerbilder sind längst aufgelöst und im Nichts verschwunden. Was die Produktion allerdings rettet und sehenswert macht, sind erstens die sehr guten schauspielerischen Leistungen der Truppe, zweitens die griffige und dichte Inszenierung und drittens die schlussendliche Erkenntnis, die Novalis einst mit „... nicht Zahlen und Figuren sind der Schlüssel aller Kreatur...“ auf den Punkt brachte.
 
Glänzende schauspielerische Leistungen (von links): Alex Mayer als Robert, Christian Schröder als Bernard und Parya Memar als Jacqueline. —FOTO:VIEW

Das ist es nämlich, was dem Lebemann und „Coitus tremens“-Erkrankten alias Christian Schröder letztlich das Kreuz bricht. Mit rechnerischen Mitteln versucht er seine drei Liebschaften, die allesamt Stewardessen sind, unter einen Hut zu bringen. Allerdings kommen die Flugpläne und damit die Ankunfts- und Abflugzeiten seiner Mädels durch die Entwicklung eines neuen, schnelleren Flugzeugs, des Clippers „Super-Caravelle“, völlig durcheinander. Und schon zu Beginn wird klar, dass der Playboy dadurch in recht üble Schwulitäten geraten wird und dass sich seine drei Bräute irgendwann bei ihm begegnen müssen.

Zuvor aber gibt es viel zu lachen. Denn da ist zum einen die von Daniela Post brillant gespielte Perle des Haushalts, die allen drei Damen zu Diensten sein muss und ihre schwierige Aufgabe mit trockenem Humor und einem guten Quantum Zynismus meistert. Zum anderen ist es Alex Mayer, der den Freund aus der französischen Provinz und zwangsweisen Beobachter aller Verstrickungen mit jeder Menge Bühnenpräsenz und ebenso viel Spielfreude gibt. So entwickeln sich zwischen Lebemann und Bürger Dialoge, die im bigotten und prüden Amerika der 60er sicher fast revolutionär waren: „Sei polygam! Nimm dir mehrere! Die Frauen sind wie gut funktionierende Maschinen! Perpetuum mobile der Liebe!“ Und als Gegenpart nüchtern erkannt: „Eine Frau macht doch schon- Schwierigkeiten genug!“

Die drei Stewardessen aus Frankreich, der Schweiz und Amerika geben Parya Memar, Stephanie Schulze- Wenck und Hannah Markwig. Auch diese Rollen sind gut besetzt und ausdrucksstark gespielt. Jede der Drei will irgendwann geheiratet sein und ahnt nicht, dass sie nur Teil eines scheinbar ausgeklügelten Liebesplanes ist. Doch die Spannung steigt ständig, zuerst mit ein, zwei Stunden Flugplan-Verschiebung und zuletzt mit verschiedenen Frauen in verschiedenen Zimmern des bühnenbildnerisch gut in die 60er Jahre eingepassten Appartements, die vorerst nichts voneinander ahnen und immer gerade rechtzeitig auftreten und abgehen. Aber natürlich erst vorerst!

Die Uni-Theatergruppe hat wirklich alles aus dem Stück herausgeholt, was drin ist. So kann man sich entspannt zurücklehnen und gut unterhalten lassen. Übersieht man die letzten vier Jahrzehnte gesellschaftlicher Entwicklung und ist man kein krampfhaft bewegter Mann und keine Gewalt-Emanze, dann geht man auch gründlich erheitert nach Hause.

Von unserem Mitarbeiter: Andreas Fillibeck 

RHEINPFALZ - Regionalteil Kaiserslautern, Donnerstag, 31. Juni